Energiewende-Köpfe: Der Forscher

In der Geothermie sieht Sebastian Held einen Arbeitsmarkt mit Entwicklungschancen. Am KIT forscht der Geowissenschaftler zu Heißwasservorkommen in Chile.

Sebastian Held vor heißen Quellen in Chile. Foto: Sebastian Held
Hinter ihm dampft es gewaltig. Die Landschaft ist spektakulär: Zerklüftete Berge, Gesteine in Rot-, Schwarz- und Brauntönen, nur durchbrochen von ein paar grünen Sträuchern. Man könnte meinen, dass es ein Urlaubsfoto ist, auf dem Sebastian Held posiert. Doch die Landschaft hinter ihm bedeutet seine Arbeit. Dort, wo Weltenbummler Urlaub machen, forscht er an Heißwassersystemen. Einmal jedes Jahr fliegt der Doktorand für seine Arbeit von Karlsruhe nach Chile in eher abgelegene, vulkanisch geprägte Gebiete. Konversationssicher Spanisch spricht er selbstverständlich.

„Den Rest des Jahres bin ich hauptsächlich im Büro. Aber es ist gerade diese Geländearbeit, die meinen Job spannend und abwechslungsreich macht“, sagt der 30-Jährige. Die Forschungsarbeit von ihm und seinen Kollegen reicht von der Suche von Warmwasser zur Energieerzeugung über die Berechnung der Wirtschaftlichkeit bis zur Errichtung eines geothermischen Kraftwerks. Letzteres übernehmen dann andere. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frage, was gegeben sein muss, um mit heißem Wasser Wärme, aber auch Strom zu erzeugen. „Mir gefällt, dass ich an einer grundlastfähigen Möglichkeit der Energieerzeugung forsche. Geothermie ist nötig, um auch nachts Strom zu produzieren, wenn beispielsweise Photovoltaikanlagen keinen Strom liefern.“

Sebstian Held bei der Erforschung von Heißwassersystemen Foto: Sebastian Held

Zwischen seinen Trips wertet er die Daten aus. Aber auch Daten von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern recherchiert und analysiert er. Begleitet werden die Feldmessungen durch intensive Laborversuche, bei denen er zusammen mit seinen Kolleg/innen die Wasser-Gestein-Wechselwirkungen in Geothermallagerstätten nachzubilden versucht.

Schon während seines Studiums der Geowissenschaften hat sich Sebastian Held für Geothermie interessiert und als Praktikant beziehungsweise Werkstudent bei einem großen Energieversorgungsunternehmen und einem Ingenieurbüro im Bereich Geothermie gearbeitet. Seit 2013 schreibt er am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) seine Doktorarbeit mit dem Titel „Joint exploration of geothermal systems using geophysical and geochemical techniques“. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat er eine 75-Prozent-Stelle. Im Rahmen dessen nimmt er regelmäßig an Konferenzen teil und verfasst Aufsätze. Dabei sind gute Englischkenntnisse unverzichtbar. Auf Deutsch hat er bisher kaum veröffentlicht.

Dass er am KIT arbeitet, wo er auch studiert hat, findet er gut: „Wenn der Chef weiß, was man schon davor gemacht hat, macht das die Sache einfacher.“ Mittlerweile ist er im letzten Jahr seiner Doktorarbeit. Was er danach vor hat? „Ich bin eigentlich relativ offen. Vielleicht gehe ich auch in die Industrie. Die Jahresverträge in der Forschung sind halt nicht besonders attraktiv.“

Nichtsdestotrotz findet er die Wissenschaft spannend: „Mit meinem Job kann ich meine Forschernatur befriedigen. Mir macht es sehr viel Spaß, mich in neue Inhalte hineinzufuchsen.“ Auch das interdisziplinäre Arbeiten liege ihm sehr, meint Sebastian Held. In der Geothermie brauche man beispielsweise auch Kenntnisse in Physik, Chemie und vor allem Mathe. Viel technisches Wissen ist auch dabei. „Heute sind Geowissenschaftler nicht mehr nur die, die auf Steinen herumklopfen.“

Auch gegen ein anderes Bild von Geologen wehrt er sich: „Oft werden Geologen als diejenigen dargestellt, die die Umwelt eher verschmutzen, zum Beispiel, wenn es um die Förderung von Erdöl geht. Doch mit Geothermie kann man der Gesellschaft eben auch einen Mehrwert bieten.“

An dem Ziel einer sauberen Energieversorgung arbeitet Sebastian Held mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Teamfähigkeit ist daher ebenso wichtig wie analytisches Denken. Für seinen Arbeitgeber, das KIT, eine der weltweit größten Forschungs- und Lehreinrichtungen, hat er nur lobende Worte übrig. „Das KIT ist sehr gut vernetzt. Man hat Zugang zu Forschungsmethoden, an die man sonst nicht kommen würde.“

Er selbst hat sich unter anderem für den Bereich Geothermie entscheiden, da er darin einen zukunftsfähigen Arbeitsmarkt sieht. Allerdings kann er mit seiner Ausbildung natürlich nur dort tätig sein, wo es auch Geothermie gibt. „Wer in der Geothermie arbeiten will, muss auch eventuell bereit sein, ins Ausland zu gehen.“

*Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem WILA-Arbeitsmarkt als Teil der Reihe „Köpfe der Energiewende“ entstanden. Autorin: Jasmin Welker